07.11.1985

Schwäbische Zeitung 07.11.1985

Das Leben des Redemptoristenbruders Johannes Stiehle, dargestellt nach seinen Briefen

Transportwerkzeuge mußte Bruder Johannes für den Kathedralenbau aus Europa kommen lassen - Fertigstellung dauerte Jahrzehnte

Eine der Sakralbauten, an denen J. Stiehle mitwirkte, ist heute Rumpelkammer

Ein Brief aus Dächingen nach Cuenca: "... so rüsten sie weiter bis aufs unerträglichste"

Von Bruder Johannes geplant: die Wallfahrtskirche Biblian

Kleiner Exkurs zum Problem der Gerechtigkeit bei geschichtlichen Wertungen

Text und Bilder von Veit Feger

Die teilweise Zitierung und Kommentierung der auf uns Heutige überkommenen Briefe von Bruder Johannes Stiehle wäre nicht möglich gewesen ohne die hingebungsvolle Sammel- und insbesondere Entzifferungsarbeit von Franz Holzmann, Bürgermeister von Dächingen, zweiter Kirchengemeinderatsvorsitzender, Vorsitzender des Musikvereins, Wagnermeister und Technischer Lehrer an der Ehinger Berufsschule. Für diese Arbeit gebührt ihm, dazuhin einem "Unstudierten", die höchste Anerkennung und der Dank zumindest seiner Dächinger Mitbürger. Für die Aufbereitung des von Holzmann zur Verfügung gestellten Textmaterials und die Kommentierung ist allein der Verfasser des hier wiedergegebenen Gesamttextes verantwortlich. Veit Feger

Die erste Veröffentlichung über Bruder Johannes

Das Titelblatt einer 1899 in Ehingen in der Firma Feger gedruckten Schrift, die der Mitbruder Stiehles in Südamerika, Redemptoristenpater Kaiser, verfaßte, kurz nach dem Tode Stiehles im Jahre 1899. Diese Schrift war bis vor einigen Wochen die einzige Quelle unserer Kenntnis von den hervorragenden architektonischen Leistungen des aus Dächingen stammenden Ordensbruders. Die Schrift war in Latein verfaßt und wurde von einem Altsteußlinger Studenten ins Deutsche übersetzt. Kaisers Biografie ist an der traditionellen Heiligenleben-Literatur der katholischen Kirche orientiert; ausführlich wird der heiligmäßige Lebenswandel Stiehles geschildert, auch an einer Reihe Anekdoten; der Aspekt, der uns in der hier vorliegenden Veröffentlichung besonders interessierte, ist für Stiehle nur ein Aspekt der Person J. B. Stiehles und wohl nicht einmal der wichtigste. Adressat der Schrift Kaisers war ein Bruder des Verstorbenen in Dächingen. - Kaiser war einer der ersten Redemptoristen, die nach Cuenca kamen und kannte deshalb J. B. Stiehle über einen Zeitraum von über 25 Jahren hinweg.

Das Leben des Redemptoristenbruders Johannes Stiehle, dargestellt nach seinen Briefen

Ein Sohn der Gemeinde Dächingen, Johannes Stiehle, erwies sich im letzten Jahrhundert in der ecuadorischen Stadt Cuenca als her- vorragender Konstrukteur, Architekt, bildender Künstler, Bauleiter. Etwa seine letzten zehn Lebensjahre leitete er den Rohbau der dortigen Kathedrale (zahlreiche weitere Kirchen- und Profanbauten gingen voraus und nebenher). Die SZ Ehingen stellte einiges aus der Arbeit Stiehles, soweit es zum damaligen Zeitpunkt bekannt war, in einem großen Zeitungstext am 29. November 1984 dar. Die Reise des Dächinger Ortsvorstehers Franz Holzmann und der Briefwechsel der SZ-Redaktion mit mehreren Ordenshistorikern der Redemptoristen, u. dem Generalarchivar des Ordens in Rom, brachten weitere Erkenntnisse zutage, die am 24. Januar 1985 veröffentlicht wurden. Die beiden Veröffentlichungen am 29.11.1984 und vom 24.1.1985 in der Schwäbischen Zeitung Ehingen zeitigten etwas ganz Unerwartetes: der in Süddeutschland und darüber hinaus verbreitete Verwandtenkreis des 1899 verstorbenen Ordensbruders stellte über vierzig Briefe zur Verfügung, die - auf hauchdünnem Papier in fast mikroskopisch kleiner Schrift geschrieben - aus Pietät gegenüber dem vor jetzt bald 90 Jahren verstorbenen Mann aufbewahrt worden waren. Die Briefe erstrecken sich über einen Zeitraum von beinah fünfzig Jahren, von Anfang der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts bis kurz vor dem Tode von Bruder Johannes. Wir erfahren aus den Briefen ein wenig über die Bauten von Bruder Johannes, die aber in ihrer Vollständigkeit noch immer nicht erforscht sind (inzwischen sind durch den Briefwechsel auch Sakral- und Profanbauten aus der Planung Stiehles aus den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts in Frankreich bekannt geworden); wir lesen Interessantes über Stiehles architektonische und bautechnische Arbeit und erfahren aus den Briefen auch einiges über die Zeitumstände in Frankreich und Ecuador in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Notizen zur Tätigkeit des Ordensbruders und zu seiner politischen, sozialen, ökonomischen Umgebung machen freilich nur einen verhältnismäßig kleinen Teil der Briefe Stiehles aus, die bis auf einen einzigen alle an seine Eltern oder Geschwister in Dächingen und Ehingen gerichtet sind. Die Text-Gesamtmenge, die uns durch die Angehörigen des Ordensmannes überliefert wurde, beträgt über hundert Schreibmaschinenseiten Text (ein Teil der Briefe ging verloren); aber nur ein kleiner Teil befaßt sich mit Themen, die den Verfasser dieser Zeilen interessieren und etwas über die Arbeit und das Umfeld Stiehles erkennen lassen. Der weit größere Teil der Briefe besteht aus religiösen Darlegungen und aus religiösen Bitten und Ermahnungen an die Eltern und Geschwister, deren Seelenheil Bruder Johannes am Herzen lag. Für den heutigen Leser wiederholen sich die Briefinhalte stellenweise stereotyp - ein freilich nicht ganz richtiger Eindruck, weil wir heute in Minutenabständen Briefe lesen, die zu Lebzeiten des Schreibers und der Adressaten in Abständen von je einem Jahr entstanden sind. Der Redemptoristenbruder entschuldigt sich jedesmal, wenn er sich in seinen Briefen mit so weltlichen Dingen wie der Entwicklung der Feldfrüchte, Naturkatastrophen, Regierungswechsel, baulichen Problemen etc. befaßt; man gewinnt den Eindruck, er streue solches in seine Briefe nur ein, um sie etwas unterhältlicher zu machen und um eine möglicherweise eben doch existierende Neugier zu befriedigen, Neugier aber ist eine fast, schon sündhafte Einstellung für einen Mann, dessen immer wieder erklärtes oberstes Lebensprinzip die Bemühung um das ewige Seelenheil ist, Befassung mit weltlichen Dingen lenkt von dem einzig Wichtigen eher ab.

Nur ein einziger Brief, der auf uns überkommen ist, stammt nicht aus dem Verwandtenkreis Stiehles, sondern aus dem zentralen Ordensarchiv der Redemptoristen in Rom. Er ist der einzige Brief, der keine religiösen Ermahnungen enthält; aber auch er befaßt sich mit einem "religiösen" Thema, mit sakraler Kunst. Der Brief ist an einen künstlerisch interessierten Mitarbeiter des Ordensgenerals in Rom gerichtet; Johannes Stiehle fragt in einem Kunststil-Problem um Rat; der Brief wurde im Ordensarchiv in Rom aufbewahrt und von Pater Sampers, Professor an der Lateranuniversität, der Schwäbischen Zeitung Ehingen freundlicherweise in Kopie zur Verfügung gestellt.

Im folgenden Beitrag werden wir vor allem das, was nicht religiösen lnhalts ist, aus den Briefen Stiehles herausziehen. In gewissem Sinn tun wir ihm damit Unrecht; wir bügeln seine schriftliche Hinterlassenschaft gewissermaßen gegen den Strich. Aber das ist ein Schicksal, das in der Weltgeschichte schon häufig jemand erleiden mußte. Für den Heimatgeschichtsfreund sind nun einmal die nicht religiösen Aussagen Stiehles wesentlich individueller, mit einem höheren Seltenheitswert als seine religiösen. Letztere können wir stereotyp in jedem Erbauungsbuch des 19. Jahrhunderts nachlesen; diese Denkart, diese Empfindungsart, dieser Stil waren in katholischen Gegenden bis in die fünfziger Jahre dieses Jahrhunderts fast selbstverständlich.

Die Religiosität, die aus den Briefen Stiehles spricht, ist dem Schreiber dieses Textes eingestandenermaßen sehr fremd: Immer wieder wird die Suche nach dem eigenen Seelenheil als die wichtigste Aufgabe des Menschen in seinem irdischen Leben dargestellt. Inzwischen hat sich der religiöse Stil in der katholischen Kirche sehr geändert; heute wird nicht mehr das eigene Seelenheil als oberster Wert genannt, sondern die Aufrichtung des Reiches Gottes oder das Seelenheil der Gemeinde. Wenn der Bruder Johannes nicht so viel gearbeitet hätte, wäre man aufgrund seiner Sätze versucht, ihn für einen spirituellen Egoisten zu halten, aber die Bitte an die Geschwister, an ihr eigenes Seelenheil zu denken, damit sie nach dem Tod nicht in der Hölle braten müssen, seine ständige Versicherung, daß er für ihr Seelenheil bete, steht dem entgegen. Ein heutiger Leser seiner Briefe mag sich wundern, wie jemand, der so beständig von Beten, von innerer Umkehr, von Sammlung auf das Wesentliche predigt, beruflich so erstaunlich viel leistete.

Nicht nur, was den religiösen "Stil" angeht, ist Stiehle ein Kind seiner Zeit, auch was seine künstlerischen und sonstigen Ansichten angeht; davon wird noch zu sprechen sein. Die Entzifferung der Briefe war ein "Kapitel für sich". Franz Holzmann hat sich in vielen Nachtstunden diese Mühe gemacht, zu der die meisten Heutigen schon deshalb nicht imstande wären, weil sie die Deutsche Schrift, in der die Briefe geschrieben sind, nicht mehr entziffern könnten. Das Sammeln und Entziffern der Briefe war die Voraussetzung für die hier vorliegende Veröffentlichung.

Der erste Brief, den wir von der Hand Johannes Stiehles erhalten haben, datiert vom 26. Oktober 1850. Es ist ein Abschiedsbrief an die Eltern, in holprigen Versen. Ab 1851 kommen dann die Briefe für die nächsten zwanzig Jahre zumeist aus dem französischen Ort Teterchen, in Lothringen, nahe der Grenze zum Saarland gelegen.

".. ein Pfarrdorf wie Öpfingen"

In den ersten Briefen, die wir aus Teterchen haben, schildert Bruder Johannes den Eltern den Ort und seine Umgebung "am Modell" der heimatlichen Umgebung, etwa "St. Nicolas du Port" (wo er einen Teil des Noviziats verbrachte) "ist eine Stadt wie Munderkingen ... an einem Fluß, der nicht ganz so groß wie die Donau bei Untermarchtal ist ... Sarluis ist eine kleine Stadt in Deutsch-Preisen, in welcher wir dies Jahr eine bewunderswürdige Mission gehaben haben, worüber der Erfolg besser ist als bei der Mission in Ehingen war. Teterchen ist ein Pfarrdorf ungefähr wie Öpfingen, hat viele fruchtbare und sehr schwere Felder, so daß man vier bis fünf Pferde in einen Pflug spannt..."

Immer wieder schreibt Stiehle jetzt und in den folgenden Briefen, daß das Klosterleben für ihn etwas ganz Wunderbares sei; die Meinung in der Öffentlichkeit muß sehr anders gewesen sein; die öffentliche Meinung wird jedenfalls immer wieder von ihm kritisiert; für ihn ist das Kloster der denkbar schönste Ort der Welt, wo er den "Zweck unseres Lebens, . . . vor allem unsere eigene Heiligung", am besten verfolgen kann.

Johannes ist in der französischen Ordensprovinz nicht allein, so kennt er einen Redemptoristen, der aus Lauterach stammt, ein weiterer Pater war vor dem Vikar in Kirchbierlingen, ein Laupheimer ist als Schuhmacher Ordensbruder; auch ein Ordensmitglied aus der Gegend von Rottweil und einer aus Biberach sind ihm bekannt. Positiv: die Patres dünken sich nicht besser als die Brüder; es gebe keinerlei Unterschiede in der "Nahrung" (das scheint wohl nicht überall so zu sein). Wie das Seelenheil zu erwerben ist, darüber gibt er genaue Vorschriften: "Jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag gehen wir zur Heiligen Kommunion, dies geschieht auch noch an anderen Tagen, wenn es uns erlaubt ist."

Im folgenden Jahr hören wir aus Teterchen, daß die Ernte katastrophal ausfiel; Überschwemmungen und Pflanzenkrankheiten waren die Ursache. Dann: "Wir haben in diesem Sommer in unserem Kloster eine neue Kirche gebaut, die noch etwas größer ist als die Kirche in Frankenhofen."

Im folgenden Jahre 1853 lesen wir in einem Brief, daß es unter den Geschwistern Streit wegen des Erbes (der noch nicht verstorbenen) Eltern gab. Johannes, damals etwa Mitte 20, verfügt daß sein Anteil den Eltern rücküberschrieben wird: "Sie sollen noch in ihren alten Tagen ein gutes Glas Wein trinken können." (5. 12. 1853 an den Bruder Anton).

1854 berichtet Johannes von einer "Kolera"- Epidemie nach Hause, die Tausende von Menschenleben forderte. Ein französischer Bischof nenne diese Zeit aber eine "Zeit der Ärnet (hochdeutsch: Ernte), eine Ärnet der Heiligen, und zwar mit Recht, denn viele Sünder, die schon mehrere Jahre nicht mehr gebeichtet haben, gingen in sich (Anmerkung: daß solche nur angstbedingten Bekehrungen meist nicht auf Dauer halten, scheint BruderJohannes nicht zu stören).

Laster am höchsten Punkt

1858 vermittelt uns Johannes eine Empfindung, die zu allen Zeiten typisch für Religiöse ist (und überhaupt für alle Moralisten): die jetzige Zeit ist die schlimmste, die Sündigkeit ist jetzt die größte - "wir leben jetzt in einer Zeit, wo meiner Ansicht nach, das Laster den höchsten Punkt erreicht hat, denn jetzt kann man in der Welt kein Aug mehr aufschlagen, ohne nicht die größten Ärgernisse und Schandthaten zu sehen, man kann fast keinen Menschen mehr anhören, ohne daß nicht Gott oder die Nächstenliebe oder die Schamhaftigkeit darunter zu leiden hätte; fast der größte Teil der Menschen fürchtet sich nicht mehr vor der Todsünde."

Freunde in der Heimat

In einem Brief von 1859 erinnert sich Johannes vieler Verwandter und Freunde und bittet, sie alle zu grüßen, "meine Verwandten in Altsteußlingen, Munderkingen, Untermarchtal und Thalen" (Talheim?), "Farnilie Ege in Munderkingen, Familie Hamberger in Altsteußlingen, Familie Grab (Schmids) in Altsteußlingen", "mein Freund Matthias Rehm in Altbierlingen" (an ihn erinnert sich Johannes mit herzlicher, geradezu rührender Verbundenheit über Jahrzehnte der physischen Trennung hinweg bis in seine letzten Lebensjahre). Weiter genannt wird von Bruder Johannes die "Ehrwürdige Elise Neuer in Altbierlingen. Stiehle übermittelt auch einen Gruß von seinem Ordensbruder Johan Baptist Haupt an dessen Schwester Ottilie Haupt in Ehingen (aus Portokosten-Gründen wurde der Gruß miteingeschlossen).

Wunderbare Rettung

1860 schildert uns Johannes eine Geschichte, die für ihn ein Wunder und ein Zeichen seiner Erwählung war. Johannes mußte in den größeren Nachbarort Boulay (deutsche Schreibweise damals auch Bolchen) zur Apotheke gehen und konnte erst nachts zurückkehren. Ein Wolf begegnet ihm. Er habe zunächst sehr Angst gehabt, dann aber auf Gott vertrauend seinen ganzen Mut zusammengenommen und sei dem Wolf entgegengegangen. Er verteidigte sich mit seinem Stock, "bis er mich endlich ganz unbeschädigt wieder verlies. Freilich", so fährt Johannes nicht ohne Humor fort, "hätte er zwar an mir nicht viel gefunden, denn obschon ich immer ganz gut gesund bin, so bin ich doch auch immer ganz mager." (Eine Selbstbeschreibung, die wir auch durch eine Fotografie aus dieser Zeit, in Saarlouis angefertigt, und durch ein späteres Ölbild bestätigt finden).

Am 4. Januar 1895 erinnert sich Bruder Johannes in einem Brief nach Europa an ein schon Jahrzehnte zurückliegendes Ereignis: "was ich als offenbares Wunder ansehen muß": in Teterchen stürzte über seinem Haupte ein großes Gartenhaus zusammen "und die Balken des Daches stellten sich auf solche Weise um mich auf, daß sie förmlich eine kleine Zelte bildeten, in welcher ich stehen konnte, und mich auf solche Weise umgaben, daß kein Stein noch Ziegel mich berührte und ich ganz unverletzt aus dem Schutte herausgearbeitet wurde. Ebenso auch, als ich einmal in unserer Klosterkirche von einer ungemeinen Höhe auf das Steinpflaster herabstürzte, ohne auch nur den geringsten Schmerz zu fühlen, so daß ich selbst aufstehen und wieder die selbe Höhe besteigen konnte."

Sündiges Frankreich

Im oben schon zitierten Brief von 1860 schildert Johannes eindringlich die sittlichen und religiösen Zustände in Frankreich seiner Zeit:

"Ich wüßte unter den heutigen katholischen Ländern keines zu nennen, das so tief wie Frankreich im Glauben gesunken ist ... Denn hier findet man nur Unglauben, Hoffahrt und Unsittlichkeit und viele andere Laster, die ich nicht nennen will. Lothringen und Elsaß ausgenommen wird fast in ganz Frankreich der Sonntag nicht mehr gehalten, des Freitags Fleisch gegessen, selten noch die Heiligen Sakramente empfangen. Und selbst in Metz (Hauptstadt in Lothringen), eine der frömmsten Städte in Frankreich, ungeachtet der vielen Bruderschaften, die diese Stadt hat, bewundert man noch wenn der dritte Teil der Bürger auf Ostern noch zur Kommunion geht ... Vor ungefähr zwei Jahren fingen wir ein neues Kloster an in Maux, eine Stadt 10 Stunden von Paris am Wege nach Straßburg, und weil es in dieser großen Stadt und der ganzen Umgebung Gebrauch ist, daß niemand in die Kirche geht, so waren unsere Patres genötiget, zu den Leuten in die Häuser zu gehen um sie gleichsam zu nöthigen, in die Kirche zu kommen ... Weder die Pracht der Kirche, noch die schönen Predigten, noch die großen Feierlichkeiten sind im Stande, sie zur Kirche zu bewegen ... Und wenn es unseren Patres gelingt, einige in die Kirche zu bringen, so verstehen sie nicht, was man predigt ... In einer großen Pfarrei, wo einer unserer Patres war, begehrten in einer Zeit von 16 Jahren nur drei Personen die Heiligen Sterbesakramente ... (Bevor Redemptoristen nach Maux kamen, habe nicht ein einziger Mensch an Ostern kommuniziert). "Sie sind in der Unwissenheit und Verstocktheit ärger als die Heiden ... Sie haben große Kirchen, welche von außen, schöne gottische Gebäude, innwendig aber oft gänzlich zerfallen, aber reich an Schmutz sind, selbst so, daß auf den Beichtstühlen Gras gewachsen ist und sie oft keinen Fußboden mehr haben. O Katholisches Frankreich, da du dich rühmst wegen deiner Religion, wenn in dir noch einer von so vielen tausenden etwas tut, das den Schein der Religion hat, so läßt er es in alte Zeitungen drucken, damit jedermann weiß, was großes er getan hat."

Diese eindrückliche Schilderung Stiehles, insbesondere, was die Pflege der Kirchen angeht, finden wir durch die Gegenwart bestätigt, wenn wir den heute verfallenen Zustand der von Stiehle miterbauten Teterchener Klosterkapelle betrachten.

An der Jahreswende 1864/65 erfährt Bruder Johannes vom Tod des Vaters. Soweit er noch etwas zu erben hat, vermacht er es seiner Nichte, die den Vater pflegte, und für das Lesen von Heiligen Messen. "Hier in unserem Kloster wird, wie dieses auch bei unserer Mutter geschehen ist, während acht Tagen alle Gebete, Abtötungen, Kommunionen, Arbeiten und Beschäftigungen von unserer so zahlreichen Gemeinde, welche nahezu 80 sind, für unseren verstorbenen Vater aufgeopfert".

Welche Bedeutung der Redemptoristenorden der beruflichen Ausbildung seiner neuen Mitglieder beimaß, geht aus einem Brief vom 24. Oktober 1867 an einen seiner Brüder hervor: "ich habe auch mit unserem hochwürdigen Pater Provinzial über die Aufnahme von Clemens Stiehle, Sohn unseres Bruders Martin, gesprochen und von ihm die Antwort erhalten, daß sein Vater ihm noch das Schreinerhandwerk lernen soll, und wenn er dann einmal ein wenig arbeiten könne und die erforderlichen Kräfte haben werde, um auf der Schreinerei zu arbeiten, wolle er ihn mit größter Freude aufnehmen."

Romanisch oder gotisch, das ist egal

Aus dem Jahre 1868 haben wir den einzigen Brief Bruder Johannes', der nicht an Angehörige in Dächingen oder Ehingen gerichtet ist, sondern an Pater Lammens, Sekretär des General-Obern in Rom, vom dortigen Generalarchivar Sampers in Kopie freundlicherweise der Schwäbischen Zeitung Ehingen zur Verfügung gestellt. Johannes bittet um Entwürfe für Altäre in der "kleinen, aber sehr schönen Kapelle Maria von der Immerwährenden Hilfe" in Teterchen. In diesem Brief erfahren wir auch einmal beiläufig ein ästhetisches Prinzip, dem Stiehle folgen möchte: die vorhandene Skulptur in Eichenholz ist "ganz im romanischen Stile und darum muß auch nothwendigerweise dieser Altar im romanischen Stil sein". J. Stiehle, der, wie sich aus dem Brief schließen läßt, eine entscheidende Rolle bei der künstlerischen Ausstattung der Kapelle hatte, möchte kein Stil-Gemisch. Aber, wie es dem Kunst-Empfinden des 19. Jahrhunderts durchaus entspricht, kann man zwischen verschiedenen historischen Stilen quasi beliebig wählen, so als ob sie etwas ohne weiteres Reproduzierbares wären und nicht mit einer gewissen historischen Notwendigkeit entstanden; nur dann, wenn eine Stilwahl getroffen ist, ergibt sich ein ästhetischer Zwang zur stilistischen Folgerichtigkeit.

Beiläufig vermerkt Stiehle, er habe "jetzt im Ausstechen eine ziemliche Geläufigkeit erlangt", Lammens brauche daher bei den Entwürfen "nicht zu sparsam mit der Sculpture" sein. Daß sich Stiehle bei Kunstdingen gerne auf Vorbilder verläßt, geht aus dem folgenden Satz hervor: Lammens, brauche sich keine Sorgen um die Vielgestaltigkeit von Ornamenten zu machen: "ich bin mit Dessins von Chapitaux (d. h. Kapitellen, vf), Corniches (d. h. Kranzleisten), ausgestochenen Colonnen ganz reich, denn durch Zufall sind mir einmal drei große Hefte von den Dessins (Entwürfen) der Mastique-Fabrique von Straßburg in die Hände gefallen, wo ich nicht versäumt habe, mir von vielen den (!) Kopie zu nehmen."

Beiläufig erfahren wir hier auch, daß Stiehle nicht nur an der Kapelle des Klosters tätig war, sondern auch an der Kapelle für den Gottesacker, "und ich bin wirklich beschäftigt, um darin den Boden von Mosaique zu legen".

Johannes Stiehle fühlte sich seinen Geschwistern sehr verbunden, und so war die Trennung von ihnen für ihn schmerzlich; dies klingt immer wieder in seinen Briefen an; einer der schönsten Züge der erwarteten Himmelsseligkeit ist für ihn ein Wiedersehen mit seinen Eltern und Geschwistern und Freunden. Allenfalls noch einmal, nachdem er 1850 Dächingen verließ, sah er einige Angehörige wieder; ein Bruder besuchte ihn einmal in Teterchen; das war's für den Rest der fünfzig Jahre Ordenszugehörigkeit. Immerhin konnte er einmal auch, 1869/70, in Flavigny, einem Ort an der Mosel südlich Nancy, eine Nichte, die dort in ein Kloster eingetreten war, besuchen.

"Andenken" an den Siebzigerkrieg

Der Siebzigerkrieg führt dem Bruder Johannes neue Aufgaben zu. Die Franzosen machen das Kloster zu einem Lazarett. Johannes: "Ich hatte als dann", schreibt er am 31. Dezember 1871 in die Heimat, "wohl bei zwanzig Kranke zu versorgen", zusammen mit einem anderen Ordensbruder. Die Deutschen, die einige Zeit später das Kloster übernahmen, hatten die bessere Infrastruktur; sie hatten ihr eigenes Sanitätswesen, aber jetzt mußte Bruder Johannes, wie er schreibt, die deutschen Offiziere bedienen. "Nebst vielen traurigen Erinnerungen ließ uns der Krieg noch ein großes Andenken, nämlich die darauf folgenden Krankheiten. Hauptsächlich waren es die Ruhr, der Typhus und die Pockenkrankheit."

Am Klosterbau in Perouse/Belfort

Infolge des sogenannten Kulturkampfes wurden die Redemptoristenklöster in Elsaß/Lothringen, das wieder zum Deutschen Reich kam, aufgelöst. Deshalb wurde Stiehle, wie er am 6. Juli 1873 nach Hause schreibt, von seinen Ordensoberen nach Perouse bei Belfort geschickt, wo ihm der Bau und die Errichtung eines Klosters für die beiden anscheinend in Aufhebung befindlichen Klöster Mühlhausen und Landser anbefohlen wurde. "Dieser Bau", schreibt er aus Perouse, "macht mir sehr viel Arbeit, so daß mir noch kaum Zeit zum Denken bleibt... Ich werde jedoch nicht in Perouse bleiben, sondern nach Beendigung des Hauses etwa nach vier Wochen wieder in ein anderes Haus gehen, weil ich schon in mehreren Häusern verlangt worden bin".

Sogar für Protestanten war dieser Sündenpfuhl zu tief

Von dem Kloster der Redemptoristen in Mühlhausen schreibt Stiehle in einem undatierten Brief:

Unser Kloster hat, eine wunderschöne Lage, es liegt etwas außerhalb der Stadt, nahe beim Hauptbahnhof von Mühlhausen. Es war dies eine Bierbrauerei und zwar ein Haus, welches in Mühlhausen wohl den schlechtesten Namen gehabt haben mag. Daselbst wurde immer getanzt, Kommöden gespielt und dgl. Ja, in diesem Hause ging es derart zu, daß selbst Protestanten, welche noch einen guten Namen haben wollen, es nicht besuchen durften. Dieses Haus, dieser Pfuhl der Sünde und jeglichen Lasters, wurde im vergangenen Jahre für uns angekauft, und im Anfang dieses Jahres bezogen wir es, richteten es zu einem Kloster ein, und zwar in solcher Schnelligkeit, daß schon im Monat Januar das Wirtshaus zum Kloster gemacht und der Tanzsaal zur Kapelle feierlich eingesegnet wurde... Alles strömte herbei um sich von etwas Unglaublichem zu überzeugen. Sehr groß war die Freude der Gleichgesinnten, aber auch nicht weniger groß die Wuth der Gottlosen. Die ganze Hölle schien sich zu empören und freilich nicht ohne Grund, denn dieses war ja geradezu ihr Zufluchtsort, wo sie frei und ungehindert jedes Laster ausüben durfte und konnte..."

"Nicht einfach, sondern sehr schön"

Stiehle berichtet in der Folge, er habe sich an das "Ausstechen" einen dritten Altars für die Mühlhausener gemacht, "welcher nicht mehr einfach, sondern sehr schön ausgefallen ist". Die "Kapelle" mit ihren tausend Plätzen konnte bei der Einweihung an Maria Himmelfahrt nicht alle Gläubigen fassen.

Die 20 Jahre Frankreich sind zu Ende, die 25 Jahre Ecuador beginnen
Die nächsten Briefe datieren bereits aus Cuenca, der erste uns überkommene aus dem Jahre 1875, dann von 1877. Die religiösen Ermahnungen an die Verwandten in der alten Heimat haben an Umfang eher noch zugenommen. In einem der Briefe berichtet Stiehle, daß er für seine Arbeit eigentlich Riesenkräfte benötige, "allein ich bin hier vor der Zeit alt geworden... Und die Ermangelung meiner Kräfte, mein zahnloser Mund, mein schwaches Gesicht und eben so schwaches Gedächtnis lassen mich oft an die herannahende Ewigkeit denken". Bruder Johannes wird aber das Jahr 1877 noch um 22 Jahre überleben.

Beiläufig berichtet Stiehle, daß er zum Fest Marias von der Immerwährenden Hilfe, unterstützt von "frommen Leuten aus der Stadt, welche Tuch, Blumen und Spitzen herbeitrugen, einen großen gotischen Altar machte, welcher aber schon am zweiten Tag der Andacht, gegen Ende der Heiligen Messe, Feuer fing und bereits ganz abbrannte."

Nun hören wir auch etwas zur politischen Situation im Land, die sich wohl mit der heutigen in Südamerika parallelisieren läßt. "Das Volk hier ist so sehr leicht und geneigt, sich verführen zu lassen", von kirchenfeindlichen "Revolutionären". "Überall hört man nur. Hinweg mit dem Pfaffenwesen, aus dem Lande mit den Religiösen beiderlei Geschlechts!" Stiehle befürchtet sogar, daß sein Orden auch dieses Land verlassen muß und bittet, vorerst nicht mehr an ihn zu schreiben, weil ihn der Brief wohl nicht erreichen werde - eine Annahme, die sich dann als irrig erweist. Es scheint, daß damals in Ecuador eine für das 19. Jahrhundert typische liberalistische, laizistische Oberschichtgruppe die Herrschaft im Staat übernommen hatte. Daß die Revolutionen damals eine Angelegenheit verschiedener Fraktionen der Oberschicht war und daß - egal wer an die Regierung kam - die kleinen Leute nichts zu erwarten hatten, ist ein Gedankengang, der Bruder Johannes bei seinen Beobachtungen zur politischen Lage völlig fremd ist.

1877 vermerkt Bruder Johannes beiläufig eine wunderbare Genesung aus der "schwarzen Pockenkrankheit", die nach der ortsüblichen Auffassung unheilbar ist. Nach einem Gelübde an die Muttergottes verschwanden die Pocken und das damit verbundene hohe Fieber ruckartig. Ein weiteres Wunder, das sich an einer Frau in Cuenca ereignet, zitiert Bruder Johannes in einem Brief an seine Schwester Walburga Schlecker in Ehingen: eine Frau fällt vom Pferd und bricht den Schädel mehrfach; Ärzte sagen "hoffnungslos"; jemand klebt der Frau ein Bildchen der Frau von der Immerwährenden Hilfe auf den Kopf, "worauf sogleich eine solche wunderbare Besserung eintrat, daß die Ärzte erklären, daß die Heilung nur einem Wunder zugeschrieben werden kann."

Als Johannes 1884 vom Tod seiner Schwester erfährt, teilt er seinen Geschwistern mit, er spüre, daß sie schon im Himmel sei und "nicht noch ein langes und furchtbares Fegfeuer durchmachen muß", wie ihm das bei seiner Mutter der Fall zu sein scheint, "denn immer sehe ich sie an einem einsamen Ort, in der größten Verlassenheit die größten Peinen erdulden, ohne auch nur Hilfe von ihren eigenen Kindern erbitten zu können. O meine Geschwister, wenn ich ein Verlangen habe mit euch reden zu können, so wollte ich nichts anderes sagen als suchet Eure Seelen zu retten und dem furchtbaren Fegfeuer zu entgegehn oder es wenigstens abzukürzen soviel ihr könnt".

Der Teufel leibhaftig

Dann kommt eine Super-Story von den bösen Freimaurern und Atheisten in Paris, aus der erhellt, daß das Thema "Schwarze Messen" wohl gern von regulär Messelesenden beredet wurde. In einem langen Exkurs vom 12. Oktober 1889 schreibt Stiehle:

Wenn auch die geheime Gesellschaft in Paris behaupten will, daß sie an keinen Gott glauben, so sind sie nur zu sehr im Widerspruch mit sich selbst; denn recht gut glauben sie, daß es einen Teufel gibt, und daß Gott das größte Hindernis ist, um ihre Pläne zu erreichen". Stiehle erzählt dann in der Folge eine Geschichte, die er von einem Europareisenden gehört habe, eine Geschichte, die sich in Paris 1883 zugetragen haben soll. Eine Frau wurde Präsidentin der Freimaurer-Frauen. "Als solche hatte sie die innigste Verbindung mit dem Teufel und konnte ihn sichtbar sehen, wo und wann sie wollte und mit ihm verkehren nach Belieben". Als sie sich bekehren will, setzt ihr der Teufel zu: sie könne sich nicht mehr retten; sie werde von den Freimaurern ermordet.

"Nur mit Grauen kann man anhören, was diese Frau erzählte, was alles vorgehe in ihrer Versammlung. Bereits immer zeigte sich der Teufel sichtbar in ihren Versammlungen; über alles wird verhandelt und Dekrete gegeben. Aus ihrer Versammlung gingen die Dekrete aus, die Art und Weise, die Kirche zu verfolgen die Religion zu vertreiben, die Gesetze über Schule usw... Nicht selten befiehlt der Teufel der einen oder anderen, in eine Kirche kommunizieren zu gehen und am folgenden Abende die Hl. Hostie in die Versammlung zu bringen. Als dann befiehlt der Teufel der einen oder anderen, diese Hl. Hostie zu mißhandeln... Der Teufel lästerte die Hostie, dann befahl er einer Dame, daß sie mit einem Messer die Hl. Hostie durchsteche: die Dame nahm zwar das Messer in die Hand, fing aber an zu zittern und zu zögern. Der Teufel geriet alsdann in eine heftige Wut, da riß die Präsidentin der Dame das Messer aus der Hand und durchbohrte damit die Hl. Hostie, doch beteuerte sie, daß bei diesem Akte ihr ein heimliches Grauen durch Herz und Seele ging, und dies besonders, als sie wahrnahm, daß das Messer in der Hl. Hostie stecken blieb, wie wenn sie einen menschlichen Körper durchstochen hätte. Der Teufel ließ alsdann die erstere ihrer Feigheit wegen vor der ganzen Versammlung sehr mißhanden ..."

Im gleichen Brief berichtet Bruder Johannes auch, daß sich der Orden mächtig ausbreite; binnen eines Jahres seien jetzt neue Klöster gegründet worden in Buga/Kolumbien, Lima/Peru und in Buenos Aires/Argentinien; eines in Santiago/Chile besteht bereits. (Wie in unserem ersten SZ-Beitrag zum Thema Stiehle bereits notiert, entwarf Stiehle auch Kirchenbauten für Buga und eine chilenische Niederlassung in Cauquena).

"Von Gott bestimmt, eine so große und herrliche Kirche zu hauen"

Endlich haben wir auch einmal einen ausführlichen Text über die Baumeister- und Künstlere Tätigkeit von Johannes Stiehle, und er hat eine gute Meinung von seinem Können:

"Wir haben in diesem Jahr sehr viel an unserer neuen Kirche gearbeitet, an den beiden Seitenschiffen ist schon der Dachstuhl gesetzt, im Mittelschiffe ein Bogen gemacht, welcher 36 Pariser Fuß hoch ist. Diese Kirche wird nicht nur groß, sondern auch schön werden; besonders das Portal, so daß ich mit nicht erinnere, ein schöneres in Europa gesehen zu haben, und allgemein wird diese Kirche für ein Wunderwerk angesehen. Ich denke, daß wir sie wenigstens in drei Jahren zu Ende bringen werden. Es ist für mich gewiß ein großer Trost, von Gott bestimmt zu sein, eine so große und herrliche Kirche zu bauen, weiche ganz unserer lieben Frau von der Immerwährenden Hilfe gewidmet ist ... Und welche Freude macht es mir, zu sehen, daß ihr Bildnis, welches ich vor einem Jahr gemacht und welches unter so großer Feierlichkeit in das Portal unserer neuen Kirche aufgestellt worden ist, bei den Leuten hier in Cuenca und in der ganzen Umgegend in so großer Verehrung ist.

Bereits Tag und Nacht brennen Lichter vor dem Gnadenbilde, und keinen Herrn, von welchem Range er auch sein mag, sieht man vor dem Bilde vorübergehen, ohne daß er den Hut abnähme und es in Ehrerbietung begrüßte. Nicht weniger tröstet es auch mich, die Gelegenheit zu haben, auch etwas zur Verehrung des Herzens Jesu machen zu können, denn auch diesem göttlichen Herzen habe ich den Trost hier in Cuenca, nämlich im Kloster der Schwestern des Heiligsten Herzens Jesu, eine neue schöne gotische Kirche zu bauen, welche jetzt eben vier Fuß hoch aus der Erde ist".

In einem Brief vorn 23. Dezember 1885 zeigt Bruder Johannes, daß er von jedem liberalistischen Verständnis für fremde Glaubenswelten frei ist. Er ereifert sich über die "abergläubischen Trink- und Teufelsfeste" der hiesigen Leute, sehr wahrscheinlich Relikte des früheren, durch das Christentum nur notdürftig überdeckten heidnischen Glaubens. Gleichzeitig wird von einem schlimmen Erdbeben berichtet, wohl dem ingenieurmäßigen Hauptproblem, mit dem sich Bruder Johannes als Architekt von Profan- wie Sakralbauten konfrontiert sah.

Unterschiedliche Entwicklung Stadt/Land, auch schon im 19. Jahrhundert

Am 8. November 1886 notiert Bruder Johannes ein Phänomen, das heute wiederum als besonders neue Entwicklung im Gefolge der Industrialisierung gesehen wird: die verschieden rasche Entwicklung agrarischer und nichtagrarischer Techniken, ein zunehmendes Auseinanderklaffen der ökonomischen Entwicklung zwischen Stadt und Land; Johannes schreibt:

"Cuenca ist seit meinem Hiersein sehr vorangekommen in der Bauart und verschiedenen Professionen, nur im Feldbau ist es immer noch im selben Zustand geblieben Wenn ich mehr Zeit hätte, so hätte ich Euch schon lange gebeten uns einige Pflüge, wenigstens das Eisen dazu zu schicken, weil das Holz hier selbst gemacht werden könnte. Aber weil ich sehe, daß ich niemals Zeit finden werde, die Indianer ackern zu lernen, und auch, weil das Schicken für Euch etwas schwer sein würde, so habe ich immer darauf verzichtet, ungeachtet dieses für das ganze Land hier eine unbeschreibliche Wohltat wäre".

Schlimmer Vulkanausbruch

Vermerkt wird auch der Ausbruch eines Vulkans in Ecuador, Tungurahua; der Auswurf soll zwei Provinzen mit Asche bedeckt haben und zwar "derart, daß Flüsse wochenlang keinen Ausgang fanden ... die ganze Umgebung von Cuenca war während zweier Monate in voller Finsternis und wir glaubten, der jüngste Tag komme."

Der erste Eckstein der neuen Kathedrale

Am 21. Dezember 1886 schreibt Bruder Johannes an seinen Bruder in der Heimat:

"Ich befinde mich nicht immer sehr gut in Cuenca, und habe den Trost, mit allen Leuten jeder Klasse und Standes gleich zu sein. Wir arbeiten stark an unserer neuen Kirche, welche jetzt unter Dach ist; der kleine Turm über dem Chore, welcher gegenwärtig fünf Glocken hat, ist ganz fertig. Die zwei großen Thürme in der Fassade sind erst so hoch wie die Kirche und werden wohl noch einige Jahre brauchen, bis sie fertig sind. Ich zähle, daß ich noch einige Jahre brauchen werde, bis nur das Innere der Kirche fertig sein wird. Unsere neue Kirche zeichnet sich aus durch ihre Schönheit und Höhe, sie steht so hoch über die Stadt hervor, daß man in der Ferne glaubt, sie fange erst oben auf den Häusern an und wird hier auf dem ganzen Equator als ein Wunderwerk angesehen Unsere neue Kathedrale in Cuenca ist auch in vollem Gange. In diesem Jahr wurde zuerst ein Teil der Fundamente gegraben und ein großer Kanal gemacht für die Ableitung des Wassers und der Feuchtigkeit, welcher jetzt fertig ist, und jetzt sind wir an der Aufführung der Mauern einer unterirdischen Kapelle, welche zugleich als Fundamente der Kathedrale dienen wird. Am 12. Dezember des Jahres war die große Feierlichkeit der Einsegnung des ersten Ecksteines, bei welcher Gelegenheit unser Hochwürdigster Bischof eine große Marmorplatte aufstellen und auf der Seite des Altars in dieser unterirdischen Kapelle einmauern ließ, welche mit einer Inschrift und seine mehrere Namen enthielten, zum ewigen Andenken als Urheber dieses Katedrals. Die Frage, ob ich dieses große Werk leiten werde, ist bis jetzt noch nicht entschieden und es scheint, daß man mich in Rom dazu nicht zwingen will ... In diesen Weihnachtstagen werde ich mit unserem Hochw. Bischof eine Reise machen für Visite der Kirche und Firmung. Ich arbeite auch gerade an einem Plane für eine große neue Kirche und Kloster für die Republik Colombia, und ich bin nicht wenig in Gefahr, daß ich dasselbe vielleicht noch selbst ausführen muß. Lieber Bruder, wenn ich all die Beschäftigungen, welche ich in der Nähe und Ferne habe, beschreibe, so würde noch ein großes Blatt nicht hinlangen".

Am 22.12.1886 schreibt Johannes aus Cuenca an Schwester Wallburga Schlecker in Ehingen:

"Am 8. November haben viele der vornehmsten Frauen aus Cuenca (alle waren Häupter von religiösen Vereinen) unter vielen Ceremonien mir einen Engel von Zucker gebacken überreicht; er war wohl eineinhalb Fuß hoch und sehr künstlich verfertigt. Die Statue stand auf einem Berge, welcher ganz mit Rosen, Lilien und Vergißmeinnicht überwachsen war. Alles war so künstlich mit Zucker gemacht, daß ich es erst nicht glauben konnte, daß es nicht natürliche Blumen aus dem Garten waren, als ich es mit dem Finger fühlte. In der einen Hand hielt der Engel eine schöne Krone, in der anderen einen mit Gold verzierten Schild, auf welchen ein Kompliment von Versen geschrieben war: der Inhalt, daß dereinst mir diese schöne Krone als Lohn meiner Werke bereit halte und daß mein Andenken auf ewige Zeiten in Cuenca bleiben werde ... Cuenca ist mir so zum Vaterland geworden, daß ich nicht anderes wünsche als hierzu sterben "

Warum es Revolutionäre jetzt schwieriger haben

Am 8. Dezember 1887 berichtet Johannes Stiehle wieder einmal von der politischen Situation im Lande und der ökonomischen Entwicklung. Die Regierung tut viel für die Verbesserung des Landes, "überall werden Wege gemacht, Eisenbahnen erbaut und auch der Telegraf geht schon im ganzen Land und durch diesen letzteren haben die Revolutionen bedeutend verloren." (In aller Unschuld erweist sich hier der Ordensmann als ein scharfsinniger politischer Analytiker. Die modernen Nachrichtentechniken erhöhen die Kontrollchancen der Regierenden; subversive Bewegungen, die meistens nicht über den selben guten Zugang zu Nachrichtentechniken verfügen, sind in ihren Durchsetzungschancen benachteiligt).

Das Geräusch der Erde selbst, wie ein starker, schwerer Donner

Die Vorgänge in Mexiko vor einigen Wochen lassen uns einen Bericht Bruder Johannes noch drastischer empfinden; Johannes erinnert sich an ein Erdbeben am 29. Juni 1887:

"Die furchtbaren und heftig schnellen Bewegungen der Türmer, Kirchen, Häusern und Bäumen waren schrecklich anzusehen dazu kam noch das Geräusch der Erde selbst, welches wie ein starker, schwerer Donner war, das Krachen der brechenden Mauern, Knacken und Brechen der einstürzenden Dächer auf den Häusern und das furchtbare Jammergesehrei der Menschen. Ich richtete mein Augenmerk ganz besonders auf unsere alte Kirche, weil sie ohnedies schon baufällig ist und in ihr gerade vier Priester am Altare waren, die Heilige Messe zu lesen, und mehr als 300 Personen in ihr der Hl. Messe beiwohnten. Ich konnte nichts mehr anderes denken, als alle diese Menschen unter ihrem Schutte begraben zu sehen und das besonders, als ich ein an sie anstoßendes Gebäude einstürzen sah. Doch der Herr hat uns vor diesem Unglück bewahrt ... Der Thurm unserer neuen Kirche schwankte so heftig hin und her, daß ich es nicht mit etwas anderem vergleichen kann als mit dem Blitze in einem Gewitter, und mit allem Ungestüm läuteten von selbst die fünf Glocken welche sich in ihm befanden ... ein Jüngling wurde unter den Trümmern einer einstürzenden Mauer getötet, und ein Knabe in der Kirche der Dominikaner von der aus der Kirche fliehenden Menge erdrückt. (Auf dem Land waren die Schäden noch schlimmer)".

"Lieber Bruder, Du kannst es Dir wohl denken, welchen Eindruck es auf mich machte, als ich in unsere so schöne und zum Theil schon so prachtvoll ausgemalte neue Kirche kam, welche ich unter so vieler Mühe und Arbeit mit dem Schweiße so vieler armen Leute durch eine so lange Reihe von Jahren erbaut habe, in so traurigem Zustande erblickte. Oberall, wo ich nur hinschaute, sah ich nur Risse, selbst die stärksten und größten Bögen 5 bis 6 mal geteilt, und die ganze Decke der Kirche gleichsam wie zermalmt und den Boden mit dem losgetrennten Bestriche der Kirche bedeckt. Ein Seitenschiff war der ganzen Länge nach durch die ganze Kirche ganz getrennt vom Mittelschiffe, das andere hingegen hatte etwas weniger gelitten Auch ging ich gleich die schöne Jesuitenkirche sehen, welche als Pfarrkirche der Stadt dient, es ist dieselbe, auf welche ich vor einigen Jahren eine große Kuppel erbaute, und welche nach unserer Kirche die schönste in der Stadt ist, ich fand aber all ihre Kuppeln und Mauern so zerrissen, daß an eine Wiederherstellung nicht mehr zu denken ist. Sie wurde sogleich geschlossen und jetzt arbeitet man an Vorkehrungen, um sie abzubrechen. Während acht Tagen war ich nur beschäftigt, die Häuser in Cuenca zu untersuchen, und sah mehr als jeder andere den großen Schaden, den Cuenca erlitten hat, fand einige Häuser, in welchen ich nicht zugeben konnte, auch nicht nur eine Nacht in ihnen zu schlafen. Selbst auch eine Hauptmauer unseres Klosters ist wohl 15 mal vom Fundament bis in das Dach gerissen im Anblicke so vielen Elendes während dieser acht Tagen erkrankte ich welche Krankheit sich alsdann mit der Gelbsucht endete, und bereits alle Leute von Cuenca hatten zu derselben Zeit die Gelbsucht, welche die Ärzte als Ursache dem Schrecken zuschreiben. Als ich das Zimmer wieder verlassen konnte, begab ich mich auf ein neues daran, unsere neue Kirche wieder zu reparieren, und glaube, daß von jetzt an in Zeit von vier Monaten sie wieder in vorigen Zustand zu bringen".

"Keinen Menschen, der mir in etwas helfen konnte"

Am 8. März 1891 bedankt sich Johannes bei seinem Bruder Anton dafür, daß er ihm ein Blatt mit der Zeichnung und Beschreibung des Münsters zugeschickt habe:

"Denn, lieber Bruder, ich bin hier in Cuenca Direktor von einer neuen Kathedrale, welches in seinem Umfange diesen auf diesem Blatte erwähnten Münster nicht viel nachstehen wird. Auch ich will Dir jetzt die Ansicht der Hauptpforte von unserer neuen Kathedrale schicken, welche ein Photografist vom Plane abgenommen hat. Ich bedauere, daß ich die Seitenansicht nicht habe, welche, wegen ihren drei erhöhten Kuppeln, und großartigen Seitenpforte und zwei Reihen kleiner Thürme weit prachtvoller anzusehen ist. Ich selbst machte den zu diesem großen Gebäude und bin auch jetzt ganz allein, um denselben auszuführen. Und zur Arbeit dieses großen Planes war ich hier ohne auch nur das geringste Buch der Architektur, noch das kleinste Heftchen zu haben, und auch keinen Menschen, der mir in etwas helfen konnte; nur konnte ich mich eines Zeichnungsbuches bedienen, welches ich mir selbst gemacht habe. Wie nützlich ist es mir alsdann, eine Zeichnung oder Beschreibung von großen Kirchen zu erhalten ... Für den Plan der Kathedrale zu machen, hat der Hochw. Bischof und der Ehrw. Kapilder (Kapitular?) 1600 Mark versprochen, als ich aber ihnen den Plan überreichte, gaben sie mir 6400 Mark und seit ich die Leitung dieses Gebäudes übernommen habe, zahlen sie mir jeden Monat 160 Mark, ohne daß wir etwas von ihnen begehre."

Die völlige singuläre Position, die Johannes Stiehle durch seine Tätigkeit als Leiter des Dombaus einnahm, hatte zur Folge, daß er zu einer gewissermaßen sakrosanten Person wurde, die als solche auch höchsten Regierungspersonen "die Wahrheit" sagen konnte, ohne irgend etwas befürchten zu müssen.

Die Überbesetzung juristischer Berufe mit allen ihren Nachteilen ist für Südamerika nichts Neues. So wird aus folgendem Briefteil vom 8. März 1891 deutlich:

"Erst vor kurzem bekam die Regierung wegen einem Straßenbau in einer anderen Provinz des Equators einen wichtigen Prozeß mit dem Direktor dieses Werkes. Die Regierung ernannte mich, die ganze Sache zu untersuchen und zu richten, welches letztere ich ihnen geradezu abschlug, denn hier zu Lande hat man nicht ein Oberamtsgericht wie bei Euch, sondern in jeder Provinzstadt werden von der Regierung einige Advokaten als Richter ernannt und wenn jemand einen wichtigen Prozeß anfangen will, so können die beiden Parteien sich einen aus diesen ernannten Richter erwählen. In Cuenca sind mehr als 200 Advokaten. Um jedoch der Regierung nicht alles abzuschlagen, begab ich mich an Ort und Stelle und nachdem ich alles in Augenschein genommen hatte, sandte ich eine schriftliche Erklärung an die Regierung in Quito, welches die Residenzstadt ist, damit die Sache dort gerichtet werde".

"Wegen dem vielen Zeichnen habe ich schon das Gesicht verloren"

Am 14. Februar 1892 gibt Johannes in einem Brief an Bruder Chrisostomus in Dächingen als Grund für die lange Pause seit dem letzten Schreiben die Kombination von zunehmendem Alter und wachsenden Aufgaben an:

" ... zeigt sich immer mehr meine Altersschwäche, und mit dem Altern scheinen sich immer meine Arbeit zu vermehren. Wegen sehr dringenden Arbeiten waren unter mehreren anderen ein Plan für ein Spital für ein Städtchen, welche eine Tagesreise von hier entfernt ist, für die Schwestern aus dem Orden der Hl. Katharina genannt. Ich war bereits eine ganze Woche dort, um den Platz auszusuchen, für den Plan machen zu können und auch jetzt sollte ich wieder hingehn, um dem Gebäude den Anfang zu geben (daher erst die späte Antwort). Ich habe gegenwärtig nebst unserer Kathedrale, nebst unserem eigenen neuen Kloster, welches wir im Bauen sind, auch die Leitung einer neuen Kirche, zwei großer Schulhäuser, ein Haus für das Ehrwürdige Konsilio, das große Seminar, den Spital in Culica, eine neue Brücke. Wegen dem sehr vielen Zeichnen habe ich schon bedeutend das Gesicht (d.h. die Sehkraft) verloren, und obschon ich mir vorgenommen habe, keine neuen Zeichnungen mehr aufzunehmen um nicht das Gesicht ganz zu verlieren so kommen doch immer wieder Andere so zudringlich daß man es nicht leicht abschlagen kann.

"Was nur ein Gemüth niederzudrücken vermag"

Bei aller sonst recht starren dogmatischen Betrachtungsweise menschlicher Verhältnisse kann Johannes Stiehle auch ganz unvoreingenommen menschlich, mit feiner psychologischer Gabe urteilen. Zur Begründung, warum er seine Geschwister bittet, sich besonders seiner Schwester Mariana anzunehmen, erinnert er (21. 11. 1893) an ihre furchtbare Gichtkrankheit und heftigen Fußleiden, dazu ihren unglücklichen Ehestand: "sie hatte alle Trübsale durchzumachen, was nur das Leben bitter macht, bald schwere Krankheiten, Unglücksfälle in ihren Kindern, äußerste Armuth und Verachtung, so viele andere Sachen, was nur ein Gemüth niederzudrücken vermag." Dieser Abschnitt steht ganz im Widerspruch zu vielen anderen Briefstellen, die in unserem Text einfach übergangen wurden und in denen sich Stiehle ganz in der herkömmlichen katholischen Tradition über den Wert des Leids als besondere Gnade Gottes, als Erhebung zum Himmel etc. etc. etc. ausläßt.

Zugleich erfahren wir auch, daß er, als 65-jähriger wohlgemerkt, "ein großes, neues Kloster" angefangen hat, "mit einer schönen gotischen Kirche, für welche man am 12. Oktober feierlich den Eckstein einsegnete"; dies geschah im Auftrag eines neu nach Cuenca gekommenen weiblichen Schulordens.

Die Briefe des Jahres 1895 (4. Januar, 19. Juli, 27. September, 27. Dezember) betreffen fast durchweg "Privates"; sie bitten um die Gnade eines guten Todes, erinnern sich an eine wunderbare Rettung aus einem Arbeitsunfall Jahrzehnte zuvor in Teterchen, sie schildern die Schrecknisse der Hölle und des schlechten Sterbens, sie bitten darum, kein Verwandtes von einem Klosterberuf abzuhalten, und danken dafür daß eine Schwester von einer anderen gut behandelt wurde.

Der letzte Brief in die alte Heimat

Das letzte schriftliche Zeugnis aus der Hand von Bruder Johannes, das auf uns überkommen ist, stammt aus dem Jahre 1897, zwei Jahre vor seinem Ableben, und ist an Bruder Chrisostomus gerichtet. Johannes notiert darin ein schweres Beinleiden ("vom Fuß bis zum Knie ein Fuss "ganz schwarz"); er werde aber von den besten Ärzten Cuencas behandelt; möglicherweise müsse der Fuß abgenommen werden. Johannes fährt fort: "Bei all diesem körperlichen Elende habe ich noch immer die Leitung unserer neuen Kathedrale und selbst mehrere der öffentlichen Staatsarbeiten besorgt, denn ich war förmlich niemals im Bette, sondern konnte noch immer umhergehen... und habe selbst zu Zeiten zu Pferde noch einige Reisen gemacht, was ich aber jetzt nicht mehr tun kann. Es ist leicht zu denken, daß die Leitungen solcher Arbeiten mir von Tag zu Tag beschwerlicher werden, doch, solange es Gott haben will, will auch ich alles thun, was in meinen Kräften steht."

 

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