Zeit in Frankreich

Seit 1820 begannen Redemptoristen mit Ordensgründungen im Elsaß. Das Kloster Bischenberg, das einige Patres am Alfonsusfest (2. August) 1820 gründeten, gehört zu den ältesten heute noch bestehenden transalpinen Klöstern.

Von hier aus konnten weitere Klostergründungen im Elsaß vorgenommen werden; 1847 wurde das Haus Teterchen gegründet, dem 1868 ein eigenes Provinzseminar (Juvenat) angeschlossen wurde. Die Klostergründung war möglich geworden, weil P. Francois Laglasse, Superior des Hauses Teterchen in den Jahren 1851 und 1852, das alte Franziskanerkloster in Teterchen 1825 kaufte und darin eine Oberschule einrichten konnte. Als dieser 1846 den Redemptoristen beitrat, bot er die Gebäude für die Unterbringung einer Ordensniederlassung er Redemptoristen an. Seit 1850 trägt die Ordensprovinz den Namen »französisch-schweizerische Provinz«.

Am 14. September 1851, etwa ein Jahr nach seinem Abschied, schreibt Johannes an seine Eltern. Er berichtet in diesem Brief, daß er am »1. Dezember 1850 Sanct Nicola verlassen, am 12. Dezember 1850 in Teterchen angekommen (sei) ... und am 28. Dezember 1850 das Ordenskleid bekommen habe«. Er informiert u. a. die Eltern auch darüber, daß sich im Elsaß auch »viele Württemberger« aufhalten, darunter ein Pater aus Lauterach (P. Joseph Arnold) und P. Stephan Schneider. Der Brief enthält erste Eindrücke des Novizen Johannes über das religiöse Leben. »Ich bin gerne in der Versammlung und kann Gott sei Dank mit Wahrheit sagen, jeder Morgen kündet neue Freuden an; ... es ist ein großes Glück, in einer so kleinen Gemeinde zu leben.« Zu diesem Zeitpunkt weiß der Novize Johannes noch nicht, ob er seitens des Ordens zur Profeß und in die Kongregation aufgenommen wird.

Im November 1852 berichtet Johannes seinen Eltern und Geschwistern voll Freude:
»Ein besonderes Glück hat mich getroffen und Gott hat mir besondere Gnade erteilt. Ich habe nun von unserem Hochwürdigen Herrn Vater das Versprechen, daß ich bald das zweite Noviziat anfangen werde, wobei ich von dort an nach einem halben Jahr die Gelübde ablegen werde, wo ich dann für immer zu einem Glied der Versammlung einverleibt werde.« Der Novize Johannes weiß um vielerlei Gerüchte über das Klosterleben. Er fordert Eltern und Geschwister auf, »nicht wie so viele Menschen in der Welt (zu) glauben, daß die Ordensleute ein trauriges Leben haben» und er ihnen «aus menschlicher Rücksicht« »nur gut schreibe«. »Wie aber könnte ich«, so formuliert er fast flehentlich, »Unwahrheit Gott zu Ehren darbringen.«

Im Mai 1853 schreibt Johannes an seine »theuren Eltern«, daß sich die Hoffnung , die Gelübde am »hl. Pfingsttag« ablegen zu können, zerschlagen habe und für das Spätjahr vorgesehen sei. Der große Tag für Johannes, der Tag der Profeß, sollte noch später, erst am 19.01.1854, folgen.

Bruder Johannes wird Sakristan und kann sich somit stärker noch als bisher meditativer Versenkung widmen. In der Stille des Klosters sucht er die Nähe Gottes. Seine Gebete, sein aufopfernder Dienst für andere, seine Arbeit für die Gemeinschaft und zur Ehre Gottes stellen seine Person ganz in den Dienst Gottes. Er vertraut ganz auf Gott und fügt sich seinem Willen. Die Ordensregeln erfüllt er »mit freudigem Herzen«.

Allabendlich denkt er an den Tod; nach jedem Tag sieht er sich einen Schritt näher am »ewigen schönen Leben«. Sein Wunsch für andere ist »Gehorsam und Friede unter den Menschen, in den Gemeinden und den Familien«. So gern er an sein Elternhaus denkt und sich mit Eltern und Geschwistern verbunden weiß, im Kloster hat er nun ein neues Zuhause, »die Süße des Klosterlebens« gefunden, das er keineswegs, auch (nicht) ... für einige Tage ... mit den Geräuschen der Welt vertauschen«"

Neben der Zelle bilden die Kirche, die Kapelle, der Speisesaal und die Bücherei die wichtigsten Zentren der Klostergemeinschaft der Redemptoristen.

Aus der Sicht des sich der Welt entsagenden, intensiven religiösen Klosterlebens zeigt sich die profane Welt säkular, in Sündhaftigkeit und Verderbtheit, ohne Gott. Bruder Johannes beklagt zutiefst den Sittenverfall und den Niedergang des Glaubens in Frankreich: »Denn ich wüßte Euch unter den katholischen Ländern auch keines zu nennen, welches im Glauben so tief gesunken wäre wie Frankreich. Denn hier findet man nur Unglauben, Hoffahrt und Unsittlichkeit und viele andere Laster, die ich nicht nennen will. Lothringen und Elsaß ausgenommen wird fast in ganz Frankreich der Sonntag nicht mehr gehalten, des Freitags Fleisch gegessen, selten noch die hl. Sakramente empfangen ... Und um Euch einen Begriff von ihrer Lebensweise zu geben, will ich Euch einige besondere Züge anführen. Vor ungefähr zwei Jahren fingen wir ein neues Kloster an in Maux, eine Stadt zehn Stunden von Paris am Wege nach Straßburg, und weil es in dieser großen Stadt und der ganzen Umgebung Gebrauch ist, daß niemand in die Kirche geht, so waren unsere Patres genötigt, zu den Leuten in die Häuser zu gehen ... Und in einer großen Pfarrei, wo einer unserer Patres war, begehrten in einer Zeit von 15 Jahren nur drei Personen die hl. Sterbesakramente. Und man wollte glauben, daß im ganzen Bistum Maux, und ein Jahr, bevor unsere Patres dahin gekommen sind, nicht ein einziger Mensch auf Ostern noch kommuniziert hätte. Sie haben große Kirchen, welche von außen schöne gotische Gebäude, innwändig aber oft gänzlich zerfallen, und reich an Schmutz sind (selbst so, daß auf den Beichtstühlen Gras gewachsen ist) und sie oft keinen Fußboden mehr haben.«