Predigt von P. Provinzial Maurice Girardin
in der Pfarrkirche Dächingen, Gedenkgottesdienst an Br. Johannes. (Dächingen, den 19 Januar 1991)
Einleitung
Liebe Christen und Freunde des Bruders Jahannes Baptista STIEHLE!
Es ist für mich eine grosse Freude diese Eucharistie mit Ihnen zu feiern. Ich danke Ihnen sehr für Ihren Empfang.
Vor 92 Jahren starb unser Bruder Johannes Baptista Stiehle, als Redemptorist und Missionar in Cuenca (Ecuador). Es ist beruhigend und hoffnungsvoll in diesen trüben Tagen wo Gewalt und Krieg wiederum über die Menschheit herrschen, von einem Menschen zu sprechen und sich erinnern, der sein Leben für die Erlösung der Welt, mit Christus aufgeopfert hat. Bruder Johannes gehört zu diesen Zeugen die uns auffordern, echte Christen zu sein in unserer Welt.
Deswegen, zu Beginn dieser Feier, gehen wir voll Vertrauen zu unserem Gott aller Güte und Barmherzigkeit.
Evangelium nach Johannes 1,35-42.
Liebe Christen!
Kommt und seht! Sie gingen mit und sahen wo er wohnte. Es waren keine Priester oder Schriftgelehrte die Jesus ansprachen. Aber kleine Leute aus Galiläa, Fischer die voller Neugier zu diesem Fremden kommen, voll Vertrauen auch, weil ihr Meister, der Täufer sie dazu aufforderte. Tag für Tag werden sie den Wohnort Jesu kennenlernen. Von Haus zu Haus, von Dorf zu Dorf bis Jerusalem führt sie der Herr.
Und die Erfindung ist noch nicht am Ende. Die Verkündigung des Evangeliums wird den Jüngern zeigen dass Gott zuhause ist überall wo Menschen leben, über Zeit und Land. Sie werden erfahren, dass der Jünger nicht grösser ist als der Meister, und so jeder Christ nur dort zuhause ist, wo Christus im kleinsten auf ihn wartet. So sind wir eben Pilger auf dieser Erde ohne entgültigen Sitz, dauernd unterwegs bis zum Eingang in die ewige Wohnung des Vaters im Himmel.
Bruder Johannes hat sein Christentum in diesem Geiste gelebt und seine Überzeugung brachte ihn bis zur Klosterpforte. Jetzt, als Ordensmann will er in voller Dienstbereitschaft leben, für Gott und seine Mitmenschen im Geiste des heiligen Alfonsus von Liguori. Die Kongregation ist noch in voller Ausdehnung als Johannes nach Teterchen kam.
Zwischen 1849 und 1872, wurden in diesem Hause 164 Missionare ausgebildet bevor das kleine Seminar, das Juvenat, dort Unterkunft fand. 1867 am 8ten Dezember, wurde das Gnadenbild Mutter der immerwährenden Hilfe in Teterchen installiert. Vermutlich hat Bruder Johannes den Altar für das Gnadenbild gebaut hier und ein Jahr später in Riedisheim.
Und trotzdem waren es schwere Zeiten. Im Jahre 1866 bricht in Boulay nicht weit von Teterchen eine Epidemie von Kolera aus. Alle Mitbrüder stellen sich zu Verfügung im Dienste der Kranken und die ganze klösterliche Gemeinde blieb verschont. Dann kam noch der Krieg.
Dein Zuhause ist dort wo Menschen leiden. Dort wirst du Jesus begegnen. Verjagt durch den Kulturkampf, oder von der Regierung Spaniens öffnen sich andere Türen und Länder für die Redemptoristen, wie zum Beispiel Südamerika.
Über die Redemptoristen, unter ihnen Bruder Johannes, schreibt die revolutionäre Zeitung "la Candela" aus Cuenca, Februar 1896: "Sie leben nur um das Leiden des Volkes zu lindern und ihm das Evangelium zu verkünden. Ohne andere Hllfsmittel als ihr Glaube und ihre Selbstaufopferung haben sie einen wunderschönen Tempel errichtet, ihr Kloster gebaut und grosse Dienste der Stadt geleistet, besonders mit der Ausbildung der Einheimischen. Priester von solcher Tüchtigkeit verdienen die Anerkennung und Vorliebe aller Anhänger des Fortschrittes und Gerechtigkeit." (Père Gautron: la croix sur les Andes)
Die kleine Schreinerei aus Teterchen wird zum grossem Bauplatz in Südamerika für Bruder Johannes. Der demütige Schreiner blieb aber den demütigen Architekt. Er plant und baut Kirchen und kleine Häuser und Häuser der kleinen, er il medico de las casas, der Häuserarzt. Aber sein Zuhause ist bei dem Herrn, im Gebet. Wie Maria die Muttergottes, die er so oft verehrte, blieb er den einfachen Diener bis in die Krankheit, bis in den Tod.
Und noch sind wir unterwegs. Suchen wir die Wohnung des Herrn, so finden wir sie auch: Aber suchen bedeutet sich auf den Weg zu machen nicht zurück schauen. Gott suchen und finden in seinem Willen für uns, in unserem christlichen Beruf der unser ganzes Dasein durchdringen muss.
Im unserem Gebet für die Berufe in der Kirche, vergessen wir uns selber nicht. Jeder Getaufte bekommt den Antrag das Evangeliums zu verkünden. Seien wir bewusst und überzeugt davon. Gott hat viele Berufe für seine Kirche und sein Volk gewollt damit die frohe Botschaft allen Menschen geoffenbart wird, damit das ganze Reichtum seiner Güte an sie herankommt.
Heute ist uns die Möglichkeit gegeben, die Menschheit zu vernichten, ganz ins Elend zu stürzen oder zur wahren Familie Gottes aufzustellen. Dafür aber braucht sie das Leben der Liebe und der Barmherzigkeit.
In Oruro, in Boliven findet zur Zeit eine grosse Mission statt. Mehr als 800 Laien Missionare haben sich auf den Weg gemacht mit 30 Redemptoristen und 15 anderen Priestern. "Endlich interessiert sich die Kirche an uns" sagten die besuchten Leuten zu ihnen.
Ja die Welt ruft nach Frieden und Gerechtigkeit, oft auf dem Holzweg. Es hängt an uns, wo wir auch leben, unseren Mitmenschen den richtigen Weg zu zeigen. "Kommt und seht".
Gehen wir zu ihnen, wie Bruder Johannes und alle Zeugen des Evangeliums der Geschichte, ohne Angst, denn der wahre Bruder aller Menschen, Jesus Christus, begleitet uns und wir wirken mit Ihm. Amen!