Der Redemptoristenorden Autor: P. Karl Borst C.Ss.R./Rom

Die Kongregation der Redemptoristen, der sich Bruder Johannes Stiehle 1854 durch Ablegung der Gelübde anschloß, wurde 1732 von dem in Neapel geborenen Priester Alfons Maria von Liguori gegründet. Die Kirche hat ihn in die Zahl der Heiligen aufgenommen und ihm den Titel Kirchenlehrer verliehen.

Alfons von Liguori stammte aus einer adeligen Familie. Er genoß eine hervorragende Ausbildung und erwarb bereits mit 16 Jahren den Doktor beider Rechte. Er war ein gesuchter Advokat. Als er mit 23 Jahren einen Prozeß auf Grund verschiedener Machenschaften verlor, verließ er den Gerichtssaal mit den Worten. »Weit, ich kenne dich, Gerichtssäle, ihr seht mich nicht mehr wieder.« Alfons fühlte sich nun zum Priestertum berufen. Als Priester setzte er sich in Neapel vor allem für die Menschen in den Armenvierteln, für die Bettler, Matrosen, die Dirnen und für die Kranken ein, die er schon als Student im Krankenhaus der Unheilbaren oft besucht hatte.

Als Alfons zur Erholung in die Berge südlich von Neapel kam, fand er in dieser entlegenen Gegend Menschen, die noch mehr als die in den Armenvierteln der Städte von der Seelsorge vernachlässigt wurden. Alfons nahm sich dieser sofort an und versammelte um sich einige Gefährten, die mit ihm in den Bergen und an den entlegenen Orten den Menschen das Evangelium, die Botschaft von der befreienden Erlösung durch Christus, den Redemptor, verkünden sollten. Dies war 1732 der Anfang der Redemptoristen.

Um den Menschen die Frohe Botschaft zu verkünden, sie im Glauben zu unterweisen und zu stärken, sie zum Beten anzuleiten, schrieb Alfons viele Bücher, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden, malte religiöse Bilder und komponierte Lieder, die die Leute singen konnten. Noch heute ist eines der bekanntesten Weihnachtslieder in Italien vom hl. Alfons. Vor allem befaßte er sich, um seine Studenten zu guten Seelsorgern heranzubilden, mit den moraltheologischen Fragen seiner Zeit.

Alfons starb fast 91 Jahre alt am 1. August 1787 in dem von ihm gebauten Kloster in Pagani nahe bei Neapel.

Die Gemeinschaft der Redemptoristen breitete sich auf Grund der Verhältnisse in Italien nur langsam aus. Es war Klemens Maria Hofbauer aus Mähren, den wir ebenfalls als Heiligen verehren dürfen, der als erster Nichtitaliener in diese junge Gemeinschaft eintrat und die Redemptoristen in Österreich, Polen, Deutschland, Schweiz und Frankreich bekannt machte. Ihm selbst war es nur vergönnt, 20 Jahre lang in einer redemptoristischen Gemeinschaft in Warschau zu leben, bis diese Napoleon auflöste und des Landes verwies. Alle Versuche des hl. Klemens, in Deutschland eine Niederlassung zu gründen, scheiterten. Erst nach seinem Tode am 15. März 1820 wurden die Redemptoristen in Österreich zugelassen. Von dort kamen sie in die Schweiz und nach Lothringen und 1841 auch nach Deutschland. Während des Kulturkampfes waren die Redemptoristen als einer den Jesuiten verwandter Orden verboten. Sie zogen deshalb nach Holland, Belgien und Lateinamerika. Erst 1894 wurden sie wieder in Deutschland zugelassen. Heute wirken Patres und Brüder in allen Kontinenten und in mehr als 60 Staaten; sie zählen etwa 6300 Mitglieder.

Vom Gründer her hat dieser Orden den Auftrag sich der religiös vernachlässigten Menschen anzunehmen. Diese Aufgabe versuchen die Redemptoristen in den Gemeindernissionen in den christlichen Ländern, in der Mitarbeit in den Basisgemeinden Lateinamerikas, in der Missionstätigkeit in den nichtchristlichen Länder und in besonderen Seelsorgeeinsätzen zu erfüllen, sich immer fragend, wo sind die Vernachlässigten, wie können sie zu ihnen kommen, sie ansprechen, mit ihnen leben und wie können sie von diesen Menschen selbst angesprochen werden und von ihnen lernen, in dieser Situation ein Leben aus dem Glauben an die Erlösung durch Christus zu führen.

Neben dem hl. Alfons ist aus der Anfangszeit der hl. Bruder Gerhard Majella zu nennen, der sich der jungen Priestergemeinschaft als Bruder anschloß und bewundernswert wirkte und lebte. Er wird in Süditalien sehr verehrt, besonders von werdenden Müttern und von den jungen Familien.

In der USA ist weithin der hl. Bischof Johann Nepomuk Neumann aus Böhmen bekannt, der sich unermüdlich für die Kinder und die Errichtung der katholischen Pfarrschulen einsetzte. Er war buchstäblich irnmerfür die Menschen seiner Diözese Philadelphia da und zu den Menschen unterwegs; kein Wunder, daß er auf der Straße tot zusammenbrach.

In Lateinamerika ist es der selige P. Petrus Donders, der aus einer armen holländischen Familie kommend nach Surinam ging, sich dort den Redemptoristen anschloß und ein Leben unter den Aussätzigen, den Sklaven und Buschnegern führte. Jeder der hier genannten Redemptoristen hat seine eigene Geschichte, seine eigene Berufung, aber alle zeichnen sich durch ihren Einsatz für die Ärmsten, ihr Leben unter ihnen und unter den von Kirche und Gesellschaft Vernachlässigten aus.

Bruder Johannes Stiehle, von dessen Leben als Ordensbruder dieses Buch berichten will, war ein Redemptorist, der ganz von den Großen dieser seiner Ordensgemeinschaft geprägt war.

Anmerkung des Verfassers zur Ordensabkürzung C.Ss.R.. Als »geistliche Genossenschaft« hat die Ordensgemeinschaft der Redemptoristen die Bezeichnung »Kongregation des allerheiligsten Erlösers« - lateinisch: »Congregatio Sanctissimi Redemptoris«. Aus der lateinischen Ordensbezeichnung ergibt sich die Abkürzung C.Ss.R.