Der Vorstand der Bruder-Johannes-Gemeinschaft besteht aus (v.l.) Susi Stiehle, Dekan Sigmund Schänzle und Pfarrer Otto Glökler. (Foto: Kurt Efinger)
24.01.2022

Erinnerung an Johannes Baptista Stiehle Schwäbische Zeitung vom 24.01.2022 (Kurt Efinger)

DÄCHINGEN (ef) - Nicht nur die Dächinger „Bruder-Johannes-Straße“ hält das Gedenken an einen 1829 hier geborenen Ordensbruder wach. In der ecuadorianischen Stadt Cuenca und deren Umland erinnern ebenfalls etliche Orte und Aktivitäten an das umfangreiche und nachhaltige Wirken des dort am 20. Januar 1899 verstorbenen Juan Bautista Stiehle. Dies verdeutlichte am Samstag bei der Jahresversammlung der „Gemeinschaft zur Förderung des missionarischen Werkes von Bruder Johannes Baptista Stiehle“ der Bericht des Vorsitzenden Dekan Sigmund Schänzle. Er und Werner Richter, der frühere Leiter der deutschen Schule in Guayaquil, pflegen die Kontakte zu den Wirkungsstätten des 1850 in Lothringen dem Orden der Redemptoristen beigetretenen Johannes Stiehle.

Zur Zeit steht in Gualaceo im Osten der Provinz Azuay die Renovierung des unter nationalem Denkmalschutz stehenden Hospital Moreno Vásquez an. Mit der Ausarbeitung der Pläne und der technischen Ausführung beauftragter Leiter des ersten Bauabschnitts war im 19. Jahrhundert Juan Stiehle, ist einem Bericht von Erick Sebastián Cevallos Jaramillo zu entnehmen. Mit einem bescheidenen finanziellen Beitrag möchte die Dächinger Gemeinschaft in Gualaceo die Erinnerung an den ersten Bauleiter des Krankenhauses am Leben erhalten.

Den Nachnamen des Redemptoristenbruders trägt seit seiner Gründung das 2002 eingeweihte Colegio Alemán Stiehle de Cuenca. Die Schule liegt etwa zehn Kilometer östlich der Stadt im Vorort Challuabamba. Seit einigen Jahren ist ein Neubau in Planung. Das neue Schulgebäude soll zum Schuljahr 2022/23 fertiggestellt sein. Auf dem Schulgelände ist die Einrichtung eines Museums zum Andenken des Namensgebers vorgesehen. „Bruder Johannes Stiehle gab der Schule ihren Namen. Er war Planer und Architekt vieler Monumente unserer Stadt wie beispielsweise der neuen Kathedrale“, würdigt das Colegio in seiner Internetdarstellung das Wirken des gebürtigen Dächingers. Am 19. März werden Jorge Roca, der Vorsitzende des Schulvereins, Rektor Thomas Strobel und Verwaltungsleiterin Erika Schneewind das Dächinger Bruder-Johannes-Archiv besuchen. Der von der Dächinger Gemeinschaft unterstützte Schüler Atahualpa wird im kommenden Jahr seinen Bildungsgang abschließen.

Die 2020 eingeweihte Unidad Educativa Fiscomisional Juan Stiehle ist eine weitere Einrichtung mit Bezug zu der Dächinger Gemeinschaft. Sie bietet vor allem Kindern aus armen Familien um ein Schulgeld von monatlich 40 Euro eine Ausbildung vornehmlich im technisch-mechanischen Bereich. Finanziell kann sich die von Felix García geleitete Schule nur dadurch halten, dass manche Lehrer unentgeltlich Zusatzstunden leisten.

„Alle großen Monumente dieser Stadt tragen das Markenzeichen und die Spuren von Bruder Johannes und sind Früchte seiner Arbeit“, schrieb Professor Fausto Cardoso Martínez, eine von Schänzles wichtigsten Kontaktpersonen in Ecuador, im November 2015 nach einem Besuch des im Dächinger Rathaus untergebrachten Bruder-Johannes-Archivs an die Gemeinschaft.

„In der kleinen Schule/Rathaus in Dächingen habe ich mich verpflichtet, das mir Mögliche zu tun, Bruder Johannes den ihm angemessenen und verdienten Raum des Andenkens in unserer Gesellschaft zurückzugeben“, beschreibt Cardoso die aus dem Aufenthalt in dem Ehinger Albteilort resultierende Konsequenz. Fausto Cardoso Martinez ist Professor an der Fakultät für Architektur und Stadtplanung der Universität Cuenca. 1982 wurde das historische Zentrum von Cuenca als Kulturerbe von Ecuador und 1999 von der Unesco als Kulturerbe der Menschheit ausgezeichnet. Cardoso ist Mitverfasser des Beitrags „Analysis and Proposal to Retrofit the Traditional Construction Systems (Earth) of the Former San José School, Cuenca, Ecuador“ in dem bei Springer erschienenen Band „Structural Analysis of Historical Construction“. Darin ausdrücklich erwähnt wird der außerordentliche architektonische Wert der von Bruder Johannes Stiehle entworfenen und erbauten Konstruktion aus gebrannten Ziegeln und roher Erde.

Über Werner Richter, den langjährigen Direktor der deutschen Schule in Guayaquil, nahm Professor Joaquín Medina Warmburg von der Universität Karlsruhe Kontakt zur Dächinger Fördergemeinschaft auf. Gerne wäre er am Samstag zur Hauptversammlung gekommen. Aber er hatte an dem Tag schon einen Termin in Aachen. Am Karlsruher Institut für Technologie hat er eine Professur für Bau- und Architekturgeschichte. Einen nach Johannes Stiehle benannten Park mit der Bezeichnung „Parque Juan Bautista Stiehle“ hat Esthela Richter, die aus Ecuador gebürtige Frau von Werner Richter, am Stadtrand von Cuenca entdeckt und fotografiert.

Abdruck mit freundlicher Genehmigung der SchwäZ.