Krankheit und Tod

Im letzten Brief an seinen Bruder Anton zählt Bruder Johannes, geradezu als listenmäßige Replik, Krankheiten und lebensbedrohende Situationen auf, die ihn während seines Lebens überkommen sind. Am gefährlichsten freilich waren die Erkrankung an Tuberkulose und an Pocken. Sein Leben weiß er von der göttlichen Vorsehung getragen; die Genesung von diesen todbringenden Krankheitsgeiseln ist für ihn gottgewollt: »Zweimal wurde ich durch Wunder von tödlichen Krankheiten befreit, nämlich einmal in Teterchen im Jahre 1855, wo ich drei Jahre an der Auszehrung litt, und dem Tode so nahe war, daß der Arzt erklärte, daß ich keinen Tag mehr leben könne, und auch der Sarg schon bereitet wurde, wo ich alsdann durch ein Wunder geheilt wurde ... , so daß ich bis auf den heutigen Tag keine Spur mehr von der Krankheit fühle. Das zweite Mal war hier in Cuenca, wo ich an der schwarzen Pockenkrankheit dem Tode nahe war, und von vier der besten Ärzte von Cuenca das Leben förmlich abgesprochen war, daß keine Arznei mehr angewendet wurde, als ich mich alsdann ganz plötzlich so geheilt fand, daß selbst am ganzen Körper keine Zeichen von den Pocken zu sehen war.« Anfang 1895 erkrankten seine Füße an den Wasserpocken. Der beste Arzt behandelte ihn unentgeltlich. Im April bessert sich sein Zustand langsam; im Sommer kann er wieder seinen Arbeiten nachgehen und zu weiter entfernt gelegenen Stellen mit einem Reittier gelangen. Von dieser Krankheit hat er sich nicht mehr vollständig erholen können.

Zum Ende des Jahres erreichen ihn schmerzvolle Todesnachrichten aus seiner Heimat. Drei Geschwister sind verstorben, seine Brüder Karl und Anton und seine Schwester Mariana. Bruder Johannes wird 1896 stark magenkrank. Er kann weder Fleisch, noch andere feste Speisen zu sich nehmen. »Von nun an unterhielt nur Milch, Wein und der Genuß von etwas Cognac ein ganzes Jahr hindurch sein Leben.« Seinen letzten Brief in die Heimat schreibt er am 4. Dezember 1897 an den Bruder Chrisostomus. Er zeichnet darin seine Altersschwäche und Krankheit. Sein Beinleiden hat sich offenbar wieder verschlechtert. »Vom Fuß bis zum Knie (ist) ein Fuß ganz schwarz.« Er wird von den besten Ärzten Cuencas behandelt, muß aber doch befürchten, daß sein Fuß abgenommen wird. Er spricht davon, daß er sehr umsorgt wird. Täglich werden Arzneien zubereitet und seine Wunden morgens und abends verbunden. «Andere schicken mir den besten Zahnarzt, um mir meine Zähne einzusetzen, für welche sie 320,- Goldmark zu zahlen hätten, was sie mit Freuden taten. ... Bei all diesem körperlichen Elende habe ich noch immer die Leitung unserer neuen Kathedrale und selbst mehrere der öffentlichen Staatsarbeiten besorgt, denn ich war förmlich niemals im Bette, sondern konnte noch immer umhergehen ... und habe selbst zu Zeiten zu Pferde noch einige Reisen gemacht, was ich aber jetzt nicht mehr tun kann. Es ist leicht zu denken, daß die Leitungen solcher Arbeiten mir von Tag zu Tag beschwerlicher werden, doch, solange es Gott haben will, will auch ich alles thun, was in meinen Kräf ten steht.»

1898 nahmen die Schmerzen mehr und mehr zu. Die besten Ärzte konnten nicht mehr helfen. Am 7. Januar 1899 empfing er das Bußsakrament, am 11. Januar das Sakrament der Krankensalbung. Am 20. Januar 1899 verstarb Bruder Johannes gegen drei Uhr morgens, ein Tag nach seiner 45. Profeß, im Alter von fast 70 Jahren.

Über die Beisetzungsfeier schreibt P. Augustinus G. Kaiser C.Ss.R. im Februar 1899. »Bald verbreitete sich über die ganze Stadt und die Nachbarorte die Todesnachricht von dem heiligen Manne und allerseits strömte eine ungeheure Menschenmenge zusammen, um das sanfte und durch den Tod geheiligte Antlitz des Bruders Johannes noch einmal zu schauen. ... Am folgenden Tag um 10 Uhr kam die ganze Stadt zum Leichenbegräbnis des seligen Bruders. Die Leichenfeierlichkeit war ein wahrer Triumphzug. ... Alle Kanoniker, die ganze Stadtgeistlichkeit, vornehme Männer und Frauen, gewöhnliches Volk, wer eben konnte, ging mit der Leiche.« In einem anderen Brief heißt es: »Die ganze Stadt Cuenca, der Bischof, der apostolische Administrator, die Stiftsherrn, die Geistlichkeit, die Gläubigen bezeugten seine Heiligkeit.« Nicht näher beschrieben wird die Grabstätte. Bei P. Augustinus Kaiser heißt es lediglich: »Der geliebte Johannes ruht in dem Grabmahl, das er selbst gebaut hat.«